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28.05.2019
Rockabilly Ink's
Was hat es eigentlich mit Tattoos in der Rockabilly Szene auf sich?
36% der Deutschen sind tätowiert. Aber woher kommt dieser Kult eigentlich? Und warum kommen wir bei intensiverer Betrachtung der Thematik Tattoo als beispielhafte Erscheinung auf die Rockabilly Szene?

 

Beginnen wir am Anfang:
Tatau. Dieses Wort hat seine Ursprünge in der polynesischen Sprache und kann, ohne weitere Bedeutungen zu implementieren, mit richtig, passen, gerade übersetzt werden. Dies soll Vermutungen nach die Art des Stechens beschreiben, wobei es auch bis heute weiterhin strittig bleibt wo genau und zu welcher Zeit Tätowierungen entstanden. In Anlehnung an dieses Unwissen wird eine zeitlich etwaige Parallelentstehung auf unterschiedlichen Kontinenten angegeben. Egal ob im alten Ägypten, der Antike, bei den alten Römern, den Kelten, Tahitianern, Japanern, Griechen, Christen usw. In fast allen Kulturen, Regionen oder gar Religionen der Erde lassen sich Funde und somit Rückschlüsse auf Tätowierungen und deren Ausübung finden, als auch belegen.

Für unser heutiges, europäisches Verständnis von Tätowierungen begann alles mit dem britischen Entdecker und Seefahrer James Cook. Als dieser im Jahr 1769 bei dessen Heimkehr seiner Expedition des Südpazifiks nicht nur über Tätowierungen berichtete, sondern auch einen tätowierten Prinzen namens Omai mit nach Europa brachte. Doch auch nach diesem ersten Anblick von Tätowierungen in Europa sollte es knapp weitere 100 Jahre dauern bis Tätowierungen ihre Schritte in die Gesellschaft beginnen sollten. Mit der wachsenden Entwicklung des Handels und der wirtschaftlichen Befahrung der See wurde die Tätowierkunst von Kaufleuten und Seefahrern mehr und mehr verbreitet und der Gesellschaft zugänglich als auch vertraut gemacht. Erst um 1890 erfand Tom Riley die erste elektrische Tätowiermaschine, woraufhin sich der Adel für Tätowierungen unter dem Aspekt des nun reduzierten Schmerzes interessierte, dieses Interesse jedoch auch so schnell abflachte wie es erschien. Nach dieser Zeit implementierte sich langsam das Stigma der Knast-Tattoos, der Anrüchigkeit und der Missbilligung sichtbarer Tätowierungen. Es sollte wieder bis ca 1990 dauern, ehe diese negative Auslegung von Tätowierungen aus den Köpfen der Gesellschaft zu schwinden vermochte.

Übrigens: Im deutschen Sprachgebrauch existierten lange Zeit die Begriffe tatauieren und tätowieren nebeneinander, bis sich schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung tätowieren endgültig durchsetzte. Rein In der Ethnologie wird jedoch weiterhin meist von tatauieren und Tatauierungen gesprochen.

 

Bezugnehmend zur erwähnten Fragestellung des Titels, der Liebe der Rockabilly-Szene zu Tattoos, schauen wir uns vorab die Rockabilly-Bewegung an. Wie zu vermuten begann alles um 1954 mit der Geburtsstunde des musikalischen Rockabilly. That’s all right wurde in jenem Jahr von Elvis Presley (mit Scotty und Bill) veröffentlicht und brachte dieses neue Genre unter die Menschen – welches wir später als Rockabilly bezeichneten. Charakteristisch sind insbesondere Gitarre, Standbass, Schlagzeug und Klavier, sowie Uptempo-Vocals mit beinhalteten Swoops. Diese Änderung zu bisher bekannten und publizierten Musikrichtungen brachte zugleich das Gefühl der damaligen Gesellschaftsstimmung von Rebellion gegen das Establishment und Aufbegehren von Sehnsucht und Freiheit zum Ausdruck, welches bis heute noch die Rockabilly Szene entscheidend prägt.

Wer dies zeitlich der gesellschaftlichen Entwicklung der Tattoos einordnet, dem wird auffallen dass auch hier der Gedanke des Rebellierenden in den Vordergrund rückt. Nicht nur dass zu jener Zeit ein Tattoo noch mit Argwohn und einem negativen Image behaftet war, auch der musikalische Rockabilly zielte zu dieser Zeit auf die Ausbruchsstimmung der Jugend hin. Somit war es nur eine Frage der Zeit bis sich beide Subkulturen treffen und eine wundervolle Symbiose bilden. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte und auch in diesem Fall ist es wörtlich zu nehmen und mit dem stilisierten Erscheinungsbild der Rockabella und des Rockabilly im Gesamtbild zu sehen. Ausgestellte Tellerröcke, Victoria-Rolls, Jeans, den Kamm in der Hosentasche, gepunktete Kleider und der kirschrote Lippenstift der Damen: was unterstreicht ein solch aussagekräftiges und bewusst gewähltes Auftreten noch mehr als das passende, individuell und lebensbeschreibende Tattoo?!

Mit diesem Vorwissen lassen sich auch Bedeutung und Intention hinter den klassischen Rockabilly Tattoos, wenn man diese denn wirklich so nennen möchte, schnell und leicht erkennen. So stehen Spielkarten meist für Schicksal und Glück. Würfel und Eight Ball ( die schwarze Acht des Billiard ) zur Risikobereitschaft für eine ungewisse Zukunft als auch für allgemeine Schwierigkeiten des Lebens. Sehr verbreitet zieren Pin-Up-Girls oder Hot Rods gerne männliche Körper wobei heute auch Frauen das Bild des Pin-Up-Girls unter der Haut tragen um die Entfremdung zu dem damaligen Frauenbild zu propagieren. Für Hoffnung und Liebe stehen die bekannten Schwalben. Kirschen, meist im Paar, für Verlockung. Dies sind nur einige wenige der typischen Rockabilly-Motive im noch typischeren Oldschool Style gestochen. Die Szene an sich birgt noch wesentlich mehr als stereotypische Abbildungen auf dem Körper. so gehören beispielsweise auch Portraits zu den Klassikern und zeigen, jedoch meist im realistischen Stil verewigt: Elvis Presley, Johnny Cash, Marilyn Monroe, Marlon Brando, Jerry Lee Lewis, Wanda Jackson, Eddie Cochran, Gene Vincent oder Betty Boop (im weitesten Sinne).

 

Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich wo genau die Verbindung zwischen Tattoo und Rockabilly liegt, daher folgende Stellungnahme unsererseits:
Wir muten uns nicht zu eine konkrete Aussage zu beiden Kulturen zu treffen oder gerüchteweise eine genaue Stellung diesen gegenüber zu beziehen. Natürlich lassen sich Indizien nicht leugnen wie die beispielhafte Auffälligkeit der Rockabilly Szene zu bestimmten Tattoo Motiven oder dem vorrangigen Stil ihrer Tätowierungen. Dennoch sind wir uns sicher dass sowohl die Rockabilly Szene als auch Tattoos allgemein eine sehr individuelle und persönliche Lebenseinstellung besitzen und jedes Individuum Protagonist seines eigenen Lebens ist; auf welche Art und Weise er dies seiner Umwelt auch immer zeigt. Daher wartet hier bitte nicht auf eine Konklusion, das könnt ihr selbst auf Grundlage der im Text genannten Fakten und Denkanstöße.


Also Ihr Rockabellas, Rockabillys und Tätowierten:
Hey ba-ba-ba-ba baby tiddy whop ba bop,
Ah ba-ba-ba-ba baby tiddy whop ba-bop.
Oh, ba-ba-ba-ba baby tiddy whop ba-bop
Ba-ba-ba-ba baby tiddy whop ba-bop
Bottle to the baby


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